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Kleiner Ort, große Explosion

Immer wieder wird in den Medien über die Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg auf deutsche Großstädte berichtet, wie beispielsweise die Bombardierung Berlins oder die Feuerstürme von Dresden und Hamburg mit den daraus resultierenden Zerstörungen und die hieraus resultierenden Kampfmittelbelastungen der deutschen Ballungsräume.

Weniger bekannt sind jedoch die Schicksale vieler kleinerer Städte und Ortschaften, welche besonders in der Endphase des Krieges durch taktischer Luftangriffe getroffen und schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Einer dieser Orte ist der bayerische Markt Zapfendorf. Im Jahre 904 erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich Zapfendorf zu einem Ort mit mehr als 1000 Einwohnern und erhielt bereits 1846 einen Anschluss an die Bahnstrecke Bamberg–Hof. Nachdem der Gleisanschluss für fast 100 Jahre den wirtschaftlichen Aufstieg des Marktes sicherstellte, wurde er im April 1945 zum Verhängnis für die Bürger.

Bis dahin war Zapfendorf von direkten Kriegseinwirkungen verschont geblieben. Eine Luftbildauswertung mit historischer Recherche der Mull und Partner Ingenieurgesellschaft ergab, dass am 01.04.1945 jedoch ein mit explosionsfähigem Material (vermutlich Munition) beladener Zug im Bahnhof hielt. Dieser wurde von amerikanischen P-47-Jägern entdeckt und mit Spreng- und Splitterbomben angegriffen, wodurch die Ladung in Brand geriet und zwei Explosionen verursachte. Die erste beschädigte bereits die meisten Gebäude des Ortes, wobei u.a. zahlreiche Dächer abgedeckt wurden. Noch heftiger war jedoch die zweite Detonation, durch welche Gleise und Waggons bis in den Ort und dessen Umgebung geschleudert wurden. Die Druckwelle und entstehende Feuer machten fast den gesamten Ort dem Erdboden gleich.

Derartige Ereignisse haben Auswirkungen bis in die Gegenwart. Wenn mit Munition beladenen Züge explodieren, wird nicht die gesamte geladene Munition, sondern nur ein Bruchteil dieser umgesetzt. Der Rest verteilt sich durch die Explosion in einem weiten Umkreis von bis zu mehreren Kilometern und führt auch heute noch zu einer möglichen Belastung des Bodens mit Kampfmitteln, so dass im Umfeld ehemaliger Munitions-Explosionen der Baugrund im Vorfeld von Bodeneingriffen auf das Vorhandensein von Kampfmittel untersucht und ggf. beräumt werden muss. In einem solchen Fall kann die Mull und Partner Ingenieurgesellschaft ein Räumkonzept zum Umgang mit der Kampfmittelbelastung vor etwaigen Bodeneingriffen erstellen.


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